RINGEN


Kunstkirche Christ König,
Bochum

Auszüge aus der Eröffnungsrede von Bettina Pelz:
“... Der Ausgangspunkt der kontext–spezifischen Konzepte von Hartung und Trenz sind Formen und Strukturen, die zu den maßgeblichen eines Raums gehören. Damit ist die architektonische Kubatur ebenso gemeint wie das Interieur, das einen Ort bestimmt. I n dieser Arbeit hier sehen wir, dass sich Hartung und Trenz der Dornenkrone im Altarraum und dem gegenüberliegenden runden Kirchenfenster als zentralem Motiv bedienen. In ihrer Verortung, in ihrer Form und in ihrer Funktion werten sie sie als zentral für den Raum und dessen Erfahrung. Sie sind Ausgangs– und Ankerpunkt der Projektion. Von ihnen leitet sich die Kreisform der Buchstabenanordnungen ab, die in Ableitungen und Varianten die Textstruktur prägen.

Buchstaben erscheinen im Raum, sie kreisen um die Skulptur und um die farbenfrohe Rosette. Sie sind ein Konvolut aus einem Text. Er handelt vom Warten. Warten ist ein deutsches Verb: zu Warte im Mittelhochdeutsch meint den Ort des Ausschau–haltens, im Althochdeutschen meint wartÄ“n “ausschauen, aufpassen, erwarten”. Wenn ICH warten muss, habe ich sehr schnell das Gefühl, dass mir jemand die Zeit stiehlt, dass mir etwas entgeht und das ich nicht effektiv bin. Warten zu müssen ist eine echte Mühe. Dass es vielleicht auch ein entspannter Moment sein kann, kommt mir meist nur in den Sinn, wenn ich am Schreibtisch Texte wie diesen hier verfasse, nicht aber in der Situation, in der ich zum Warten gezwungen bin.

Der Text, den sie sich ausgesucht haben, entstand 1953 und stammt von Bertolt Brecht,...:
 
Ich sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
mit Ungeduld?